Platz der Erinnerung

 (Entwurf von Bernhard Kleinfeld | Juni 2011)

Gestalterische Beschreibung
Wichtig ist mir in erster Linie keine Kunst zu schaffen, die in einer gewissen „Konkurrenz“ zu der vorhandenen Barbarastatur steht. Ich würde gerne die hier in Walsum lebenden Menschen in die Gestaltung eines einzigartigen Kunstobjektes mit einbeziehen, in eine bürgernahe Kunst.

Die örtlichen Gegebenheiten:  Der Mittelpunkt des Platzes wird durch den Kinderspielplatz bestimmt. Angrenzend in Richtung Dr. Hans-Böckler Straße ist ein Parkplatz. Die anderen Bereiche sind in mehrere begrünte Rabatten unterteilt. Einbuchtungen mit Holzbänken ermöglichen hier ein wenig Ruhe zu finden und den spielenden Kindern zuzusehen.

Platz der Erinnerung_Entwurf

Die Gestaltung: „Platz der Erinnerung“ bedeutet für mich unsere Vergangenheit zu zeigen, aber auch eine Überzeugung für eine gemeinsame Zukunft festzulegen, denn das Morgen ist eine Erinnerung des Übermorgen und gehört für mich somit in die Gestaltung eines Platzes der Erinnerung.        

Meine Blickrichtung zeigt mir vom Spielplatz aus in Richtung Sparkasse gesehen eine bestimmte Rabatte. Die Einfassung der Rabatte aus gebrannten Formklinkern würde ich aufnehmen und durch einen Kalkstein mit dem Namen Jerusalem ersetzen. Dieses Material kommt aus Israel und aus diesem wurden die symbolträchtigen Quader der Klagemauer errichtet. Der Sitzbereich der Rabatte ist seitlich durch zwei kleinere Pfeiler begrenzt. Den Linken der beiden würde ich wild und grob bearbeiten. Es soll die barbarische Vergangenheit des Naziregims zeigen. Ein kleiner bildhauerisch ausgearbeiteter Teil zeigt den Bereich eines etwas aufgeschlagenen Mantelkragens mit dem menschenverachtenden Judenstern. Hier kann sich der Betrachter selbst die Frage stellen: Was hat es mit dem Mantel auf sich? Welche Geschichte steckt hinter diesem Mantel, was ist mit diesem Menschen geschehen, dem dieser Mantel gehörte? Weiterlaufend im Uhrzeigersinn würde ich die Möglichkeit einräumen, dass Schülerinnen und Schüler aus Walsumer Schulen ganz laienhaft ihre Gefühle und Empfindungen in diesen Kalkstein integrieren, unterbrochen durch Namen Verfolgter und Schriften aus Auszügen menschenverachtender Polizeiverordnungen dieser Zeit. Ein Beispiel wäre folgendes Zitat, das bei der Ausgabe der Judensterne  unterschrieben werden musste: „Ich bestätige hierdurch den Empfang von 1 Judenstern. Mir sind die gesetzlichen Bestimmungen über das Tragen des Judensterns, das Verbot des Tragens von Orden, Ehrenzeichen und sonstigen Abzeichen bekannt. Auch weiß ich, dass ich meinen Wohnort nicht verlassen darf, ohne eine schriftliche Erlaubnis der Ortspolizeibehörde bei mir zu führen. Ich verpflichte mich, das Kennzeichen sorgfältig und pfleglich zu behandeln und bei seinem Aufnähen auf das Kleidungsstück den über das Kennzeichen hinausragenden Stoffrand umzuschlagen.“  Dieser Bereich würde sich ungefähr bis zur Hälfte der Rabatte erstrecken. Die andere Hälfte zeigt Elemente richtungsweisender Walsumer Geschichte. Die Bearbeitung wird immer feiner und endet als „Rundgang“ an dem rechten Pfeiler. Dieser ist exakt ausgearbeitet und symbolisiert durch wuchtige Schriftblöcke die Überzeugung unserer gemeinsamen Walsumer Zukunft.

Die Würde des Menschen ist unantastbar
Ganz bewusst würde ich ein Schriftbild wählen, bei dem der Betrachter aufgefordert wird sich Zeit zu nehmen um diese Aussage unseres Grundgesetzes zu „erarbeiten“. Ich möchte Neugierde wecken. Die Schrift soll nicht auf den ersten Blick ihren Inhalt preisgeben. Die Frage des Betrachters: „Was steht da?“ soll ihn zum Verweilen anregen. Dieses intensive Erarbeiten trägt dazu bei, dass das Gelesene sich verfestigt.

Gesamtkonzept  
Das Mahnmal und auch die Barbarastatue sind Zeugen unserer gemeinsamen Vergangenheit. Für die Gesamtgestaltung des Platzes würde ich aber auch gerne ein Zeichen für die Zukunft setzen. In den seitlichen Rabatten des Spielplatzes könnte man Findlinge, Hölzer und Metallteile integrieren. Mütter, Väter, Paten, Urgroßväter und Urgroßmütter dürften an der Gestaltung unseres Walsumer Kunstobjektes teilnehmen. Man könnte die Möglichkeit einräumen, zum Beispiel während eines Stadtteilfestes, die Namen oder Initialen unserer neugeborenen Kinder in Stein zu meißeln, in Holz zu ritzen oder in Metall zu schlagen. Dadurch würden wir erreichen, dass heranwachsende Kinder sich mit unserem Stadtteil identifizieren könnten.